03.04.2020 Business & People: Start-ups zu Gast beim Grown

03.04.2020 Business & People: Start-ups zu Gast beim Grown

Rundgang bei Garz & Fricke: Vor dem Pitch der Start-ups ging es in die Produktion an der Schlacht­hofstraße. Manfred Garz führte die Besucher in die Welt der Industrie 4.0 – die Fertigung von Mikroelektronik ist digitalisiert und automatisiert. Foto: Wolfgang Becker

Doppel-Pitch: Der Wirtschaftsverein präsentiert junge Unternehmen bei Garz & Fricke in Harburg.

Auch sie haben mal klein angefangen: Die Diplom-Ingenieure (Elektrotechnik) Manfred Garz und Matthias Fricke gründeten 1992 ihr Unternehmen Garz & Fricke und haben seitdem sehr erfolgreich gezeigt, wie es in Deutschland gelingen kann, eine hochmoderne Industrie-4.0-Fertigung für elektronische Bauteile aufzubauen. Jetzt waren sie Gastgeber des Wirtschaftsvereins für den Hamburger Süden, der zwei Start-ups die Chance bot, sich einem interessierten Publikum aus der Harburger Wirtschaft zu präsentieren.

Bevor die Nachwuchsunternehmer vor etwa 100 aufmerksamen Gästen zum Zuge kamen, nutzte Martin Mahn, Vorstandsmitglied des Wirtschaftsvereins, die Chance, einen Pitch in eigener Sache vorzustellen. Unter dem Titel „Start-up Pampering in HH“ erläuterte er die Vorzüge des neuen „Start-up Ports“, den Hamburg Innovation als Idee entwickelt hat: Ziel: Die Start-up-Aktivitäten sollen gebündelt werden.

 

 

Mahn: „Wir brauchen eine Dachmarke. Es geht uns um die Unterstützung wissensbasierter Start-ups.“

Für das Vorhaben wurden sogar Bundesmittel eingeworben. Beteiligt sind übrigens nicht nur Hamburger Start-up-Einrichtungen und Universitäten, sondern auch die Leuphana Universität in Lüneburg, die Fachhochschule Wedel sowie die bekannten Transfer-Adressen wie die Tutech Innvation, der Hamburg Innovation Port und der hit-Technopark.

Natürlicher Kunststoff

Wienke Reynolds bei ihren Vortrag über LignoPure.

Was Gründer aus dem universitären Umfeld so machen, davon konnten sich die Teilnehmer ein Bild machen, als Wienke Reynolds, Technische Leiterin von LignoPure, die Einsatzmöglichkeiten von biologischen Kunststoffen aus der Gruppe der Lignole erläuterte. Der Riesenvorteil: Diese Stoffe haben Eigenschaften wie Kunststoffe auf Erdölbasis, sind aber biologisch abbaubar. Lignole sind der Grundstoff für Spritzgussgranulate, Klebeband, Lederersatz, Dämmstoffe und vieles mehr. Es lassen sich „Gummi-Räder“ ebenso herstellen wie Trägerstoffe für Arzneien. Kosmetik, Pharma, Lebensmittelzusatzstoffe – was auch immer gewünscht ist, kann mit dem LignoPure-Team besprochen werden, denn die Spezialisten von der TUHH, die sich im Oktober 2019 auf den Weg in die Selbstständigkeit gemacht haben, bieten vor allem eines an: die Konzeptentwicklung von nachhaltigen Produkten auf Basis von natürlichem Lignin (etwa ein Viertel der verholzten Masse von Pflanzen besteht aus Ligninen – ohne diesen Stoff könnte Bäume nicht stabil in die Höhe wachsen).

Drohne als Senkrechtstarter

 

 

So sieht die Drohne von Beagle Systems aus, die Oliver Zoellner vorstellte.

Hinter dem Namen Beagle Systems verbirgt sich ein junges Unternehmen, das eine 25 Kilo schwere computergesteuerte Drohne entwickelt – beispielsweise für die Inspektion von Stromtrassen oder für medizinische Transporte. Oliver Zoeller stellte den Prototyp vor, der bereits in der Testphase ist. Das Gerät soll senkrecht starten wie ein Helikopter und dann in bis zu 120 Metern Höhe auf die Strecke gehen – ohne dass Sichtkontakt nötig ist. Zöllner: „Wir maßen uns an, besser als ein Helikopter zu fliegen. Und vor allem deutlich günstiger.“

Zuvor hatte Gastgeber Garz & Fricke zur Führung durch die nagelneue Fertigung an der Schlachthofstraße in Harburg geladen. Manfred Garz präsentierte selbstentwickelte Prüfroboter im Einsatz, die automatisierte Bestückung und Verlötung von Platinen mit tausenden Bauteilen beispielsweise für die Steuerung von Verkaufsautomaten, Zahlungssystemen und Panel-PCs sowie einen imposanten Neubau. Wer meinte, solche Produkte kämen heutzutage zwangsläufig aus China, sah sich eines Besseren belehrt. Manfred Garz: „Das denkt man immer, aber tatsächlich gibt es in Deutschland noch viele mittelständische Unternehmen, die Mikroelektronik produzieren.“ wb

>> Web: www.derwirtschaftsverein.de