25.11.2018 Harburg-akutell.de: Cem Özdemir beim Herrenabend des Wirtschaftsvereins

25.11.2018 Harburg-akutell.de: Cem Özdemir beim Herrenabend des Wirtschaftsvereins

Cem Özdemir beim Herrenabend des Wirtschaftsvereins
Herrendabend 2018

Andreas Schildhauer, Martin Mahn, Franziska Wedemann, Cem Özdemir, Arnold G. Mergell, Udo Stein und Jochen Winand. Foto: André Zand-Vakili

Heimfeld – “Wirtschaftsminister in spe a.D.”. Mit seiner selbstironischen Eigeneinstufung traf Cem Özdemir gleich den richtigen Ton, um die Gäste des Herrenabends

Herrendabend 2018des Wirtschaftsvereins auf seine Seite zu ziehen. Die humorvolle, sicher nicht ganz ernst gemeinte Selbsteinschätzung des gebürtigen Schwaben mit türkischen Wurzeln, der fast zehn Jahre bis Januar dieses Jahres Bundesvorsitzender der Grünen war, traf nicht nur den Lachmuskel der gut 400 Gäste des bis auf den letzten Platz gefüllten großen Festsaals im Privathotel Lindtner.
Bei aller Launigkeit, die die Gäste in der knapp 52 Minuten dauernden und dennoch kurzweiligen Rede zu hören bekamen. Es waren knallharte politische Botschaften, die die Zuhörer vor dem Hauptgang Crèpinette vom Schwarzfederhuhn auf Rahm-Spitzkohl im Saal zu hören bekamen. “Wirtschaft muss ökologisch sein”. “Die AfD ist keine demokratische Partei” und “wir brauchen Europa”, waren die Kernbotschaften, die Özdemir den Wirtschaftslenkern der Region mitbrachte und die gern angenommen wurden.

Aber Özdemir brachte auch andere Botschaften mit. “In eine zukunftsverantwortliche Politik passt nicht eine Rente mit 63”, sagte Özdemir. “Die bestausgebildete Generation Generation, die Deutschland je hatten, vorzeitig in den Ruhestand zu schicken, hat weder etwas mit Gerechtigkeit noch mit Nachhaltigkeit zu tun. Was wir stattdessen tun müssten, ist dafür zu sorgen, dass Menschen selber entscheiden, wann sie in Rente gehen wollen.” Man müsse sich auch Angesichts der steigenden Lebenserwartung der Menschen fragen, ob man das Renteneintrittsalter für alle Zeiten festschreiben müsse. “Ich glaube wir tun uns damit mit Blick auf die künftigen Generationen keinen gefallen“, so Özdemir.

Vorher hatte der Vorstandsvorsitzende des Wirtschaftsvereins Arnold G. Mergell in seiner Rede gesagt: “Wir leben in politisch unruhigen Zeiten, die mich traurig machen. Nicht nur, dass es Populismus gibt, sondern vielmehr, dass dieser zum Teil funktioniert. Die bewusste Spaltung ist in vielen Ländern zum politischen Geschäftsmodell avanciert.” Auch er sprach sich für ein starkes Europa aus.

Mit Cem Özdemir konnte der Wirtschaftsverein für seinem seit 1947 zunächst als Senatsfrühstück eingeführten Herrenabend, an dem heute selbstverständlich auch zahlreiche Frauen teilnehmen, einen weiteren hochkarätigen Redner an das Rednerpult holen. zv