Krieg in der Ukraine
Spürbare Verunsicherung

Sind Holzpaletten systemrelevant? Auf den ersten Blick vielleicht nicht, aber die Folgen des Krieges gegen die Ukraine und der EU-Sanktionen gegen Russland sind schwer kalkulierbar. Vor allem sind die Harburger Unternehmen unterschiedlich betroffen. Das ergab eine kleine Umfrage bei Mitgliedern des Wirtschaftsvereins.
Die Paletten-Service-Hamburg AG zum Beispiel ist durchaus alarmiert: Die Nagelproduzenten der EU müssten auf erhebliche Mengen an Rohstahl aus Russland und Weißrussland verzichten. Noch sei das mit Material aus anderen Quellen auszugleichen. Allerdings habe sich der Kostenanteil von Nägeln an der Palette nun verdreifacht.
Was wird aber, wenn überhaupt keine Nägel mehr geliefert werden? „Dann“, so das Harburger Traditionsunternehmen, „steht die komplette Produktion und wir sind nicht mehr lieferfähig.“ Wenn dann die gesamte Logistik in Deutschland betroffen sei, gebe es ohne Paletten auch keine Supermarktbelieferung mehr. Und schon wäre die Palette systemrelevant!
Die Horst Busch Gruppe (Elektrotechnik & Sicherheitstechnik) ist dagegen bisher von den Auswirkungen des Krieges verschont geblieben. Die Geschäftsleitung erwartet aber eine etwas schwächere Nachfrage auf Grund der allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Genau dies mache aber die Kalkulation von Angeboten sehr schwierig. Die Verfügbarkeit von Materialien und die unsicheren Lieferzeiten stellten das Unternehmen vor große Herausforderungen. Das sei aber „händelbar“.
Mehr als deutlich wiederum hat sich die Lage für die Aug. Prien Bauunternehmung GmbH & Co. KG verändert. Die Preise der Lieferanten und der Nachunternehmer hätten sich drastisch erhöht. Der Anstieg der Baukosten innerhalb der letzten zwölf Monate betrage etwa 20 Prozent, wobei sich die Entwicklung nach Ausbruchs des Krieges noch beschleunigte. Vermutlich, so Aug. Prien spielten verschiedene Faktoren bei der Preisentwicklung mit: „Wir können nicht unterscheiden, ob die Auswirkungen des Krieges die entscheidende Rolle spielen oder ob die gestörten Lieferketten verursacht durch die Corona Pandemie ursächlich sind. Leider ist auch zu vermuten, dass der Preisanstieg durch zahlreiche Trittbrettfahrer mitverursacht wird, die ihre Chance sehen, ihre Marge zu verbessern.“
Öffentliche Auftraggeber hätten schon auf die Situation reagiert und Regularien für eine mögliche Anpassung der Preise vorgegeben. Bei privaten Auftraggebern sei das schwieriger , da die Verträge in der Vergangenheit in der Regel Festpreise ohne Preisanpassung vorsahen. Hier trage das Unternehmen das Risiko. Konkret: Aug. Prien rechnet mit einem Schaden im niedrigen einstelligen Millionenbereich.
Offenbar hat der Krieg bei allen Beteiligten eine spürbare Verunsicherung ausgelöst. Niemand hat mit so einer dramatischen Entwicklung gerechnet. (mag)