Thema: Industrie: grüner Wasserstoff
Experte : Oliver Henry Koch, Gasnetz Hamburg GmbH
“Das Hamburger Wasserstoff-Industrienetz (HHWIN) mit einer 100 MW Produktion in Moorburg bis 2026 bietet insb. für die Industrie eine einmalige Chance für nachhaltige Energie. Auch der geplante Anschluss an ein bundesweites Wasserstoffnetz ab 2026 ist zu begrüßen. Mit Sorge wird jedoch der Zeitplan der weiteren Umsetzung betrachtet, der einen Anschluss an HHWIN für große Teile des Hamburger Südens erst in den 30er Jahren vorsieht.”
Arnold G. Mergell, stellv. Vorsitzender
Thema: Wärme (Privathaushalt)
Experten: Dr. Ulrich Liebenthal und Stefan Saß, Wärme Hamburg GmbH
„Beide Herren haben uns einen interessanten Einblick in die Welt der Hamburger Fernwärmeversorgung präsentiert.
Mit einem 850 km langen Leitungssystem können 500.000 äquivalente Wohneinheiten versorgt werden. Das Leitungsnetz gehört zu den weltweit größten dieser Art. Das Netz wird kontinuierlich weiter ausgebaut und erneuert.
Die Kraftwerke Wedel und Tiefstack sind die wichtigsten Lieferanten von Fernwärme. Erzeugung von Fernwärme ist heute durch Großanlagen geprägt. Der Energieträger Gas wird die nächsten 10 Jahre weiterhin eine maßgebliche Rolle bei der Energieerzeugung einnehmen.
Die Umsetzung der Dekarbonisierungsstrategie sowie die gesteckten Wachstumsziele erfordern zukünftig andere und oder weitere Quellen der Wärmeerzeugung. In den Planungen stehen große industrielle Abwasserwärmepumpen für Klärwerke, die Anwendung von Wasserstoff, das Sammeln von überschüssiger Wärme in Industrieanlagen sowie eine kleinteiligere Energieerzeugung u.a. im Energiepark des Hamburger Hafens.
In den Gesprächsrunden wurde deutlich, dass hier große Herausforderungen anstehen und bewältigt werden müssen. Der Ausbau des Leitungsnetzes sowie die Umstellung auf alternative Energieerzeugung bzw. -umwandlung ist mit hohen Investitionen, hohem planerischen Aufwand und großem Einsatz von Technik verbunden.
Die privaten Haushalte werden mit Preissteigerungen rechnen müssen…aber die Wohnung bleibt warm und die Dusche bleibt heiß!“
Peter Brock, Vorstandsmitglied
Thema: E-Mobilität
Experte: Torsten Schümann, bis 09/2020 Mercedes-Benz AG Werk Harburg
„Das Thema E-Mobilität muss mit einem breiteren Ansatz gedacht werden – erst in einem smarten Mobilitätsmix und einer neuen Sichtweise auf die Verfügbarkeit der Individualmobilität (Sharing vs. Owning) hat das E-Auto einen Vorteil gegenüber dem Verbrenner. Wird das E-Auto als Teil des Mobilitätsmixes mit dem Schwerpunkt lokale und regionale Strecken gesehen, entschärfen sich auch die Diskussionen um Reichweiten und Ladeinfrastruktur. Wesentlich ist weiter die Art der Energieerzeugung. Nur mit „grüner“ Energie ist der Beitrag zum Klimaschutz gewährleistet.
Die demokratischen Staaten mit stabilen Institutionen müssen faire Bedingungen für die Erzeugerländer der Batterierohstoffe sicherstellen. Diese Rohstoffe müssen zudem möglichst vollständig recycelt und dem Produktionsprozess wieder zugeführt werden. Die Mobilitätswende bietet viele Chancen. Bei aller Aufbruchsstimmung gilt jedoch: Unsubstantiiertes, mediengetriebenes Voranpreschen der Politik führt nur dazu, dass nicht zu Ende gedachte Realversuche dann auf dem Rücken der Wirtschaft abgeladen werden. Nur ein enger Dialog zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik stellt sicher, dass die Mobilitätswende auch die notwendige Akzeptanz in der Wirtschaft findet.“
Franziska Wedemann, 1. Vorsitzende